CBAM und das Mercosur-Abkommen: Klimaschutz und Handel in einer neuen Ära
CBAM Weekly - Ausgabe 26 - 6. Dez. 2024
CBAM Weekly
mit Helge Wieggrefe
Die Verhandlungen über das EU-Mercosur-Abkommen wurden erfolgreich abgeschlossen. Am heutigen Tag gaben die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und die Staatschefs der Mercosur-Länder – der brasilianische Präsident Lula, der argentinische Präsident Milei, der paraguayische Präsident Peña und der uruguayische Präsident Lacalle Pou – den Abschluss der Gespräche bekannt. Dieses historische Abkommen soll nicht nur die Handelsbeziehungen vertiefen, sondern auch eine strategische Partnerschaft zur Förderung von Klimaschutz und nachhaltigem Wirtschaftswachstum etablieren. Doch wie fügt sich dieses Abkommen in den Kontext des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) ein?
Mercosur-Abkommen: Ein Wendepunkt in der Handels- und Klimapolitik
Das EU-Mercosur-Abkommen ist mehr als ein Freihandelsabkommen – es wird als ein Meilenstein für die Zusammenarbeit in den Bereichen Handel, Nachhaltigkeit und Sicherheit bezeichnet. Es soll Zölle abbauen, die Zusammenarbeit bei Rohstoffen intensivieren und starke Klimaschutzverpflichtungen verankern.
Kernpunkte des Abkommens
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Abbau von Handelshemmnissen: Durch den Wegfall von Zöllen auf europäische Exporte könnten EU-Unternehmen jährlich bis zu 4 Milliarden Euro einsparen. Gleichzeitig profitieren Mercosur-Staaten von verbesserten Exportmöglichkeiten nach Europa, insbesondere für landwirtschaftliche Produkte wie Fleisch, Soja und Zucker.
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Nachhaltigkeitsverpflichtungen: Das Abkommen macht das Pariser Klimaabkommen zum integralen Bestandteil der EU-Mercosur-Beziehung. Es enthält konkrete Maßnahmen gegen Entwaldung, klare Zusagen zu nachhaltiger Entwicklung sowie die Einbindung der Zivilgesellschaft zur Überwachung der Umsetzung.
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Standards und Schutz sensibler Bereiche: Die EU bleibt ihren Lebensmittel- und Gesundheitsstandards treu: Mercosur-Exporteure müssen diese Anforderungen strikt einhalten. Gleichzeitig wird die europäische Landwirtschaft durch Schutzmechanismen für sensible Sektoren wie Rindfleisch und Zucker abgesichert.
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Geopolitische und wirtschaftliche Strategie: Das Abkommen soll die Rohstoffsicherheit verbessern, Lieferketten diversifizieren und eine Grundlage für die globale grüne Transformation schaffen. Zudem werden 1,8 Milliarden Euro aus der EU bereitgestellt, um eine faire grüne und digitale Transformation in Mercosur-Ländern zu fördern.
CBAM: Eine Ergänzung oder ein Konflikt mit Mercosur?
Während das Mercosur-Abkommen Handel erleichtert, bleibt der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) ein zentraler Pfeiler der EU-Klimapolitik. CBAM zielt darauf ab, einen globalen Preis für CO₂-Emissionen zu schaffen und "Carbon Leakage" zu verhindern – die Verlagerung emissionsintensiver Produktion in Länder mit geringeren Klimaschutzstandards.
Wie CBAM und Mercosur zusammenpassen können
Auf den ersten Blick könnten CBAM und Mercosur im Widerspruch stehen, da der eine Ansatz auf Klimaschutz durch Handelshemmnisse abzielt, während der andere den Handel liberalisiert. Doch CBAM könnte Mercosur-Länder dazu anregen, ihre Emissionsstandards zu verbessern, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Lenkungswirkung durch CBAM:
Die von CBAM betroffenen Industriesektoren in den Mercosur-Länder, die für hohe Emissionen verantwortlich sind, werden stärker in den Fokus rücken. Die Hersteller in den Mercosur-Staaten müssten ihre Produktionsmethoden nachhaltiger gestalten, um beim Export in die EU hohe CO2-Kosten ihrer Käufer zu vermeiden.
Win-win durch gezielte Investitionen:
Die im Rahmen des Mercosur-Abkommens zugesagten EU-Investitionen in eine grüne Transformation könnten Mercosur-Ländern helfen, ihre Emissionen zu senken und gleichzeitig besseren Zugang zu den europäischen Märkten zu erhalten.
Eine integrierte Zukunft für Handel und Klimaschutz
Die Einigung auf das Mercosur-Abkommen und die gleichzeitige Einführung von CBAM markieren eine neue Ära der EU-Handels- und Klimapolitik. Durch die Kombination beider Ansätze könnte die EU:
- Globale Standards setzen: CBAM und die Nachhaltigkeitsklauseln des Mercosur-Abkommens zeigen, wie Handel als Hebel für Klimaschutz genutzt werden kann.
- Langfristige Wettbewerbsfähigkeit sichern: Durch den Fokus auf Rohstoffsicherheit und grüne Technologien könnte das Mercosur-Abkommen dazu beitragen, die europäische Wirtschaft resilienter zu machen.
- Eine Balance zwischen Handel und Klimaschutz schaffen: Während Mercosur den Handel erleichtert, stellt CBAM sicher, dass dies nicht auf Kosten des Klimas geht.
Die nächsten Schritte
Nach dem Abschluss der Verhandlungen werden die Texte des Abkommens rechtlich geprüft, in alle EU-Sprachen übersetzt und anschließend dem Europäischen Rat und Parlament zur Ratifizierung vorgelegt. Dies bietet die Gelegenheit, die Details weiter zu diskutieren und sicherzustellen, dass die Ziele des Abkommens konsequent umgesetzt werden.
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